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...... die Natur in ihrer Purheit geniesen ......

Sichtweise eines Landwirtes

Die Angst vor der Schweinepest geht um

Bericht des Hilpoltsteiner Kuriers erstellt am 19.01.2018

Kraftsbuch (HK) Für viele seiner Kollegen könnte es um die Existenz gehen, er selbst rechnet mit einem "erheblichen Verlust", sagt Landwirt Klaus Schneider aus Kraftsbuch. Denn würde nur ein Tier auf dem Hof an der Afrikanischen Schweinpest (ASP) erkranken, müssten alle anderen getötet werden.

Muntere und aufgeweckte Ferkel, wie sie sich der Landwirt wünscht: Klaus Schneider betreibt in Kraftsbuch eine Schweinemast. Wie seine Kollegen sorgt er sich um die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest..

Muntere und aufgeweckte Ferkel, wie sie sich der Landwirt wünscht: Klaus Schneider betreibt in Kraftsbuch eine Schweinemast. Wie seine Kollegen sorgt er sich um die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest.

"Etwas, das so starke Auswirkungen auf die Landwirtschaft hat wie diese Krankheit, haben wir im Schweinebereich noch nicht gehabt", sagt Schneider, der eine Mast betreibt. Für den Menschen ist die ASP ungefährlich, für das Tier endet sie in 90 Prozent der Fälle tödlich. Die Bauern in der Gegend, so Schneider, machten sich große Sorgen. Denn die Seuche breitet sich von Osteuropa her immer weiter Richtung Deutschland aus und hat Österreich und Tschechien längst erreicht. Es scheint also nicht um das ob, sondern das wann zu gehen: "Ich halte die Wahrscheinlichkeit für hoch", sagt Schneider, dass die Krankheit auch den Landkreis Roth erreicht, die Folgen wären gravierend.

Denn findet man auch nur ein erkranktes Wildschwein im Wald, wird eine Sperrzone eingerichtet. "Handel und Transport lebender Schweine kämen zum Erliegen", erklärt der 51-Jährige, sollte nur ein Fall in Deutschland auftreten, könnte ein Exportverbot in Kraft treten. "Das hätte große Auswirkungen auf den Schweinefleischpreis, außerdem glaube ich, dass auch der deutsche Verbraucher für einige Zeit weniger Schwein essen würde."

Schneider würde also erheblich draufzahlen, er hat das für seinen Betrieb ausgerechnet: "35 000 Euro fehlen mir dann im Jahr, wenn der Preis um ein Drittel sinken würde." Und das ist nicht der Gewinn, den der Bauer einfahren würde, sondern das, was er draufzahlt, "denn ich würde den Schweinezüchter, von dem ich meine Ferkel beziehe, nicht hängenlassen."

Für diejenigen, die Zuchtsauen hielten, habe die Krankheit ohnehin größere Auswirkungen als für ihn mit seiner Schweinemast mit Platz für 300 Tiere. Bei längeren Sperren dürften die Schweine den Hof nicht verlassen, "aber die Muttersauen gebären ja trotzdem neue Ferkel, da würde man ganz schnell Platzprobleme bekommen." Würden alle Tiere im Krankheitsfall getötet, verliere der Züchter mehr als nur den Schlachtwert, sondern auch das genetische Material sei verloren. "Ein Bauer züchtet ja auf Gesundheit, Widerstandsfähigkeit und Leistung."

Auch bei Schneider würden die Schweine größer und schwerer, was auch ihn in Platznöte stürzen würde. "Ich müsste Notställe einrichten, also beispielsweise die Maschinenhalle ausräumen." Von Hand füttern und misten - für Schneider ein höherer Arbeitsaufwand. Der Kraftsbucher befürchtet "einen erheblichen Verlust, aber ich würde es überstehen, weil ich mit Ackerbau und Wald, also Brennholz und Hackschnitzel, breiter aufgestellt bin." Für jemanden, dessen Hof nur auf der Schweinehaltung gründe, sei die Seuche dagegen existenzbedrohend. "Die normale Tierseuchenkasse zahlt nur den Schaden, wenn Schweine getötet werden", sagt der Landwirt. Der Bauernverband empfehle daher denjenigen, deren Broterwerb auf dem Spiel steht, eine private Versicherung abzuschließen, "die auch dann zahlt, wenn der Landwirt nicht mehr Ausstallen darf." Er kenne einen Kollegen, der sich bereits abgesichert habe.

Die "ganz große Gefahr" für die Verbreitung der Seuche gehe vom Menschen, nicht vom Wildschwein aus, sagt Schneider. Man müsse sich zwar vergegenwärtigen, dass das Tier "am Tag locker 50 Kilometer zurücklegen kann", sagt der Jagdvorsteher von Kraftsbuch und Linden, die Krankheit könne auf diesem Weg also zu uns kommen. Ausgebrochen sei ASP schon vor zehn Jahren in Estland, er habe sich die Zahlen für dieses Land einmal angesehen. "1997 gab es dort 900 Betriebe, jetzt sind nur noch 140 übriggeblieben." Die größte Schuld an der Verbreitung trage der Mensch, betont Schneider, in rohen Wurstwaren reise das Virus mit. Werden diese aus dem Fenster eines Lastwagens oder Autos geschmissen, "ist die Gefahr, dass es ein Wildschwein frisst, groß."

Der Bauernverband hat nun zur Jagd geblasen: "Den verstärkten Abschuss halte ich auf jeden Fall für sinnvoll." In Tschechien habe man das schon getan, damit senke man den Infektionsdruck. 70 Prozent der Population zu schießen, wie vom Bauernverband kürzlich gefordert, hält Schneider aber für "niemals erreichbar". 30 bis 40 Prozent seien vielleicht möglich, dazu müsse man aber wissen, "dass Wildschweine schlaue Tiere und damit schwer zu jagen sind". 20 Stunden benötige ein Jäger durchschnittlich, um einen Keiler oder eine Bache zu erlegen "und wer kann sich schon so lange auf dem Hochsitz hocken, für viele ist das nur ein Hobby".

Wildschweine wagten sich nicht gerne aus einem sicheren Versteck hervor, "außerdem sind technische Hilfsmittel wie Nachtsichtgeräte nicht erlaubt", erklärt der Landwirt. Deren Einsatz hält er für denkbar, in einigen Bundesländern wurde zudem die Schonzeit für Schwarzwild aufgehoben. "Wenn die Pest ausbricht, wird mit ganz anderen Mitteln gejagt", glaubt Schneider, beispielsweise mit Schweinefängen, eine Falle, in die die Tiere gelockt werden. Seines Wissens nach gebe es in Bayern derzeit nur noch einen Schweinefang. Schneider hofft, dass es nicht so weit kommt. Er hat vor einiger Zeit angefangen, seinen Stall zu erweitern. Jedes Schwein soll 20 Prozent mehr Platz bekommen.

DIE AFRIKANISCHE SCHWEINEPEST

Wann könnte die Afrikanische Schweinepest (ASP) den Landkreis Roth erreichen? Was passiert, wenn ein infiziertes Wildschwein gefunden wird? Wie zeigt sich die Krankheit am Schwein? Fragen, auf die es keine einfache Antwort gibt.

"Es ist schwer, einen Zeitrahmen zu nennen", sagt Amtstierarzt Ekkehard Kurth vom Veterinäramt Roth. In einem Jahr, nächste Woche - das kommt nicht nur auf das Verhalten der Wildschweine, sondern auch auf das des Menschen an. "Die Seuche ist schnell da, wenn ein Lkw-Fahrer bei Greding eine infizierte Brotzeit aus dem Fenster wirft und die von einem Wildschwein gefressen wird." Denn rohe Wurstwaren aus Osteuropa können belastet sein, das Virus kann zudem lange überleben.

Das ist auch der Grund dafür, dass Jäger, die zudem als Landwirt tätig sind, "die normalen Hygienemaßnahmen befolgen", sagt Kurth, denn auch an Kleidung und Händen kann der Erreger in den Stall eingeschleppt werden. "Futter und Kadaver sollten so gelagert werden, dass keine Wildtiere rankommen", aber da die meisten über Silos verfügten und ein totes Schwein von der Tierkörperverwertung mit speziellen Behältern abgeholt werde, sei das ein geringeres Problem. "Im Landkreis gibt es nur drei Schweinehalter, die ihre Tiere nach draußen lassen", sagt Kurth, alle verfügten aber über einen Stall, in den sie Vierbeiner, sollte die Seuche auftreten, einsperren könnten. Denn bei Kontakt mit einem wilden Verwandten könnten sie sich anstecken.

Wird ein an ASP erkranktes Wildschwein gefunden, so wird der Maßnahmenkatalog des Friedrich-Löffler-Instituts, das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, angewendet, erklärt der Amtstierarzt. Es wird versucht, die räumliche Ausdehnung, die Anzahl der infizierten Tiere und die Bestandsgröße einzuschätzen, weitere Fragen gelten der Vegetationsperiode, Temperatur, der Landschaftslage und den logistischen Bedingungen. Ein Krisenstab übernimmt die Organisation von Personal für die Jagd, die Suche nach Kadavern und richtet Sammelstellen ein. Verschiedene Gebiete, also Kerngebiet, gefährdeter Bezirk und Pufferzone werden festgelegt. Die Maßnahmen, etwa ob und wie lange kein Handel getrieben werden darf, bestimmt die Regierung von Mittelfranken in enger Absprache mit dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz. Für die örtliche Umsetzung sind die Veterinärämter aber weiterhin zuständig.

"Man wird intensiv Proben nehmen", sagt Kurth, denn beim ASP-Virus gebe es verschiedene Stämme, die unterschiedlich schnell zum Tod führen. Die Symptome der Krankheit "sind unspezifisch", sagt der Experte, "man braucht unbedingt eine Labordiagnostik". | tsl